Mit freundlicher Genehmigung von "Freies Wort":
Pressemitteilung "FREIES WORT" vom 22.02.02

KORMORANE ZUM ABSCHUSS FREIGEGEBEN

Alles zum Schutze des Thüringer Jungwanderfischs

VON REDAKTIONSMITGLIED MATTHIAS THÜSING


Jäger und Angler schreiten Seit´an Seit´ im Oberland. Kimme und Korn des Schrotgewehres immer auf die Kormorane gerichtet. Peng! Weil das mit der Bürokratie zu lange dauert, haben sie in den vergangenen Wochen bereits zur - an sich ungesetzlichen - Selbsthilfe gegriffen.

ERFURT - Gestern beschäftigten die "legalen Verbrämungsabschüsse" - so der jagdliche Fachbegriff - dann auch folgerichtig den Thüringer Landtag. Auf Antrag des Sozialdemokraten Gerhard Botz ("Ja, ja! Wir wissen, es gibt wichtigere politische Probleme.") nahm sich das Hohe Haus in der ihm eigenen Weise des Themas an. Die Debatte war wohl auch wegen des sperrigen Themas für den Zuschauer nicht ohne Reiz. Vielleicht lag es daran, dass sich die Sprecher der drei Landtagsfraktionen ausnahmsweise einmal einig waren - Kormorane gehören abgeschossen! Und sogar Umweltminister Volker Sklenar (CDU) saß mit im Boot. Er forderte zwar formal ein "europäisches Kormoran-Management", doch weil es bis zu einer solchen Regelung viel zu lange dauern würde ... Peng!

Nachdem die schwarzen Vögel vor Jahrzehnten in Mitteleuropa waren, schob eine EU-Richtlinie einer ganzjährigen Bejagung den Verordnungsriegel vor. Inzwischen aber ist der kontinentale Bestand wieder auf eine Million Tiere angewachsen. Besonders in Ostthüringen fallen die Freunde des Frischfischs - jeder Vogel verschlingt täglich etwa 500 Gramm an fleischlicher Nahrung - regelmäßig in Scharen in die Angelgebiete und Fischzuchten ein. Sie verursachen dadurch pro Jahr bei kommerziellen Züchtern einen Schaden von mehreren hunderttausend Euro.

Pathetisch ausgedrückt - um es mit den Worten des Unionsabgeordneten Egon Primas auszudrücken - dürfe der Landtag "nicht zulassen, dass der Thüringer Jungwanderfisch nach Überwindung der teuren Fischtreppen in den Gewässern ermattet in die Schnäbel zugewanderter Kormorane sinkt". Ein gewisser Hintersinn war auch dabei: Schließlich hatte sich die Union erst im vergangenen Jahr für die Errichtung der teuren Fischtreppen eingesetzt.

Unterstände für die Fische gefordert

Kollege Botz mochte es in der Debatte eher wissenschaftlich. Überall, wo die Vögel aufträten, dozierte er, sei ein punktuell reduziertes Reproduktionspotenzial bei Fischen und anderen fischliebenden Vögeln erkennbar. Insofern stimme er mit der Forderung des Umweltministers durchaus ein. Peng!

Mike Huster von der PDS schloss sich grundsätzlich an (also Peng!), doch er zeigte auch andere Lösungswege auf. Im Rahmen der Gewässerstrukturverbesserung regte er jedoch zugleich den "Bau von Unterständen für die Fische" an.

Schade nur, dass ausgerechnet gestern ein Journalistenteam der Zeit im Thüringer Landtag zum Thema "Qualität von Landesparlamenten" recherchierte. Und Peng!