Pressemitteilung des TLMNU / 118/02 / vom 23.05.2002

Thüringens verschollene Fischarten kommen wieder -
Fließgewässerschutzkonzept in Vorbereitung 

Durch das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt wird auf der Basis der Strukturgütekartierung ein Konzept zum Fließgewässerschutz in Thüringen, in dem die Wiederherstellung der Passierbarkeit eingebettet ist, vorbereitet. Dies berichtete der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Dr. Volker Sklenar, heute im Landtag.

Nachdem im Jahr 2001 sowohl die Broschüren “Durchgängigkeit” als auch “Strukturkartierung Thüringen” mit Karte erschienen sind, wird ein Konzept zum Fließgewässerschutz vorbereitet. Das Konzept besteht aus vier Einzelprogrammteilen: Gewässergüte, Gewässerstruktur, Durchgängigkeit/Wanderfisch, Hochwasserschutz. Jeder Programmteil ist hinsichtlich seiner Inhalte eigenständig konzipiert. Die vorgesehenen Maßnahmenumsetzungen ergänzen und bedingen sich. 

Als verbindendes Element zwischen den Programmteilen sind Gewässerentwicklungspläne vorgesehen, die unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Bestandsaufnahmen nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie einschließlich der Gewässergüte- und Gewässerstrukturkarten Thüringens die Schwerpunkte sowie Zeit und Reihenfolge der Maßnahmen bis zum In-Kraft-Treten des ersten Bewirtschaftungsplanes gemäß Europäischer Wasserrahmenrichtlinie im Jahr 2009 festsetzen.

Nachdem in den vergangenen zwölf Jahren durch eine Vielzahl von Maßnahmen der Abwasserreinigung eine erhebliche Verbesserung der Gewässergüte als Teil einer sehr erfolgreichen und effizienten Umweltpolitik eingetreten ist, sollen mit der Durchgängigkeit der Gewässer der Erhalt, die Ausbreitung bzw. Wiederansiedelung einer artenreichen und standortgerechten Gewässerflora und –fauna ermöglicht werden.

Im Rahmen der Gewässerunterhaltung wurden in den Jahren 1991 bis 2000 51 Sohlgleiten/ Sohlrampen sowie zwölf Fischaufstiege im Zuge der Sanierung wasserwirtschaftlicher Anlagen errichtet. Weitere zehn Anlagen wurden im Jahre 2001 durch das Land an Gewässern erster Ordnung realisiert. 14 weitere Maßnahmenumsetzungen sind im Jahre 2002 vorgesehen. Es verbleiben weitere 228 Umgestaltungen. Hierin nicht inbegriffen sind die Anlagen und Fließstrecken an den zahlreichen kleineren und mittelgroßen Gewässern zweiter Ordnung.

“Erste und damit vorläufige Einschätzungen stellen auf einige Neufunde von Fischarten in Gewässern ab, in denen sie bis 1996 als verschollen galten. Das geht aus einem Zwischenbericht eines im Jahr 2001 in Auftrag gegebenen “Gutachten zur Erstellung der aktuellen Fischpopulation und Schlussfolgerungen zur Wiederansiedlung heimischer Fischarten” hervor, welches zum Jahresende 2002 vorgelegt werden soll”, informierte der Minister.

Die Verbesserung in der Bestandsentwicklung kann auf die Verbesserung der Wasserqualität, Maßnahmen zum Bestandsaufbau (Wiederansiedlung) sowie in bestimmten Gewässerabschnitten auf gewässerbauliche Maßnahmen, wie Durchgängigkeit, Renaturierung, zurückgeführt werden. Das betrifft auch den Aal, als so genannten Langdistanzwanderfisch, der in allen drei Flussgebieten (Werra, Saale, Main) an vielen Standorten wiedergefunden wurde. 

Anderen heimischen Fischarten, die zwischen ihren Laich- und Aufwuchsgebieten wandern, wie Bachforelle, Bachneunauge, Aland, Barbe, Döbel, Moderlieschen, Elritze, Hasel und Nase, konnten zunehmend ihre ehemals angestammten Lebensräume wieder besiedeln. Bitterling und Nase sind als echte Neufunde wieder nachgewiesen und gelten dementsprechend nicht mehr als verschollen.

Susanne Holst
i. V. Pressesprecherin