Fischteiche erfolgreich vor der Fischerei geschützt – behördlicher und organisierter Naturschutz verwirklichen Hand in Hand ihr eigenes (Un-) Verständnis von Naturschutz

Andreas Kirsch, Verband für Angeln und Naturschutz Thüringen

Unter der Überschrift: „Naturschutz gefährdet die Erhaltung und nachhaltige Bewirtschaftung der Fischteiche“ konnten wir erst in der letzten Ausgabe des „Fischer & Teichwirt“ 07/2004 einiges zum Untergang einer Teichlandschaft bei Eschenbach/ Oberpfalz lesen. Dort haben die zuständigen Naturschutzbehörden per Verordnung das Urteil für den schleichenden Tod dieser Teichlandschaft auf den Weg gebracht.

Hoffentlich nicht schon wieder vergessen ist die Diskussion um die Verpachtung des Thüringer Teils der Teichwirtschaft Haselbach an den Kreisverband Altenburger Land des NABU in Thüringen, nachzulesen unter www.anglertreff-thueringen.de/presse87.html

…und weiter geht’s in Hessen. Auch hier hat der NABU im Vogelsberg Fischteiche in seine Gewalt gebracht, welche einst zum Zwecke der Fischzucht und damit zur Produktion eines, des nach heutigen Gesichtspunkten gesündesten Nahrungsmittels angelegt wurden. 
Hier strebt man ähnlich wie in Haselbach eine „naturschutzfachliche Steuerung“ der Teiche an (s. Artikel aus FischereiKURIER Juli 2-2004). Was hinter diese Worthülse steckt, wissen wohl allein die „Teichwirtschafts- Experten“ des Naturschutzes.

Da tun sich wohl doch einige Fragen auf, über die es sich lohnt, mal etwas gründlicher nachzudenken:

Aufhänger für diese Fragen ist, man sollte es nicht glauben, der § 1 des Bundesnaturschutzgesetzes selbst, in dem es heißt:

BNatSchG 2002 § 1 Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege

Natur und Landschaft sind aufgrund ihres eigenen Wertes und als Lebensgrundlage des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten und unbesiedelten Bereich so zu schützen, zu pflegen, zu entwickeln und, soweit erforderlich, wiederherzustellen, dass

1. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts,
2. die Regenerationsfähigkeit und nachhaltige Nutzungsfähigkeit der Naturgüter,
3. die Tier- und Pflanzenwelt einschließlich ihrer Lebensstätten und Lebensräume sowie
4. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft 
auf Dauer gesichert sind

Nun ist das eben mit Fischteichen so eine besondere Sache, denn sie sind mit Sicherheit keine göttliche Schöpfung sondern schlichtes Menschenwerk.

Erste Frage:
Was gäbe es heute an deren Stelle zu schützen, wenn nicht Menschen diese Teiche gebaut hätten und Fischer diese oft über Jahrhunderte in Verantwortung für künftige Generationen gepflegt, vor Verlandung geschützt und bewirtschaftet hätten?

Teichlandschaften sind heute eine wichtiger Bestandteil der deutschen Kulturlandschaft und leisten einen unschätzbaren Beitrag für die Erhaltung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes, besser des Haushaltes der Kulturlandschaft. Sie sind nicht nur Produktionsstätten für Fische oder Angelteiche sondern sie waren von Beginn an auch Wasserspeicher sowie Lebensstätten und Lebensräume einer artenreichen Fauna und Flora, die es vorher an gleicher Stelle nicht gab.

Zweite Frage:
Was wird mit diesem Beitrag der Teiche, wenn sie den erfahrenen und im Umgang mit ihnen geschulten Händen der Fischer entrissen und den irrigen, an „grünen Tischen“ entstandenen, Zielvorgaben des behördlichen und organisierten Naturschutzes geopfert werden? 
Die Bilder im „Fischer & Teichwirt“ geben die Antwort!

Fischer haben über lange Zeiträume mit ihrer Bewirtschaftung der Teiche die Regenerationsfähigkeit und nachhaltige Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, oder sollte man nicht auch hier wieder vom Kulturgut Teich sprechen, gesichert und tun das auch heute noch. Sie haben jahrhundertelang darin Fische als wichtiges Nahrungsmittel für andere Menschen produziert, und von ihrem Gewerbe ihre und die Familien ihrer Angestellten ernährt. Dafür werden sie heute als Hochqualifizierte Facharbeiter bzw. Fischereiwissenschaftler ausgebildet, und damit das Wissen und die Erfahrungen von Generationen weitergegeben. 
Das wollen sie auch weiterhin tun.

Dritte Frage:
Glaubt der behördliche und organisierte Naturschutz auf der Basis seines, mit Verlaub gesagt, naiven Laienverstandes in fischereilichen Fragen, die Regenerationsfähigkeit und nachhaltige Nutzungsfähigkeit der Teiche sichern zu können oder entzieht er nicht gar mit seinen Zielvorgaben die Teiche der von ihren Erbauern vorgegeben Nutzung?

Mit ihrer Bewirtschaftung der Teiche haben Fischer stets auch Lebensräume und Lebensstätten für die Gewässerfauna und –flora geschaffen und erhalten sowie maßvolle Toleranz gegenüber den Mitbewohnern dieser, bitte nicht vergessen, Produktionseinrichtungen für Fische geübt. Doch man sollte es ihnen nicht zum Vorwurf machen, dass sie sich gegen Existenzbedrohende Konkurrenz oder Parasiten zur Wehr setzen. Die Teiche wurden nicht mit der Bestimmung angelegt, Nahrungsplätze für Fischfressende Tiere, Wasservögel oder Lebensräume für Muscheln und Lurche zu schaffen. Dass es uralte und bewährte Praxis ist, Teiche regelmäßig zu „wintern“ bzw. zu „sömmern“ (beides heißt trocken legen), um Nährstoffe und Schlamm zu mineralisieren sowie Krankheitserreger ohne Gift- und Medikamenteneinsatz zu reduzieren, nennt man heute gute fachliche Praxis. Jeder Bauer berechnet seinem Jagdpächter Wildschaden, wenn dieser z.B. nicht die Wildschweine von seinen Äckern fern hält. Jeder Bauer muss seinen Boden ordentlich bearbeiten und maßvoll düngen, wenn er von dessen Ertrag andere Menschen ernähren und seine eigene Existenz sichern will. Jeder Bauer würde sich dagegen wehren, wenn tausende von Wölfen seine Viehbestände bedrohen würden. 
Haben Fischer dazu kein Recht, vergleichbares an ihren Produktionsstätten zu tun?

Vierte Frage:
Sind nicht gerade im Ergebnis der fischereilichen Teichwirtschaft die Tier- und Pflanzenwelt einschließlich ihrer Lebensstätten und Lebensräume entstanden, die man heute vor der Fischerei glaubt schützen zu müssen?

Jawohl, zu Recht bewundern wir heute die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie den Erholungswert einer gepflegten Teichlandschaft, welche durch das Wirken der Fischer auf lange Dauer gesichert wurde und auch weiter von ihnen gesichert werden muss. 
Es waren keine selbst ernannten oder Berufsnaturschützer, die dieses Werk vollbracht haben, nach dem sie heute begehrlich ihre Hände ausstrecken. 
Die Fischer wollen ihre Teiche auch weiterhin im Interesse des Gemeinwohls in jeglicher Form zugänglich machen und nutzen. Als alleinige Spielwiese für eine Handvoll Pseudoökologen und Experimentierfeld für die Sukzession sind sie einfach zu wertvoll. Sicher kann man heute Fische in jeder Form im Supermarkt kaufen, ohne nach der Überfischung der Meere zu fragen oder billig aus den neuen EU- Beitrittsländern importieren. Und sicher fallen die paar arbeitslosen deutschen Binnenfischer mit ihrem Anteil im Promillebereich bei 4,5 Mio. Arbeitslosen schon längst nicht auf. 

Letzte Frage:
Gehört dieses wertvolle Kulturgut tatsächlich in die Obhut jener, die zu keiner Zeit einen Beitrag zu dessen Entstehung, Pflege, Schutz und Entwicklung geleistet haben und denen man, ohne jeden Vorwurf, die dazu erforderliche Fachkompetenz absprechen muss,  oder sollte man nicht besser Tradition, Erfahrung und Fachwissen der Fischer nutzen, um Teichlandschaften weiter in deren bewährten Händen zu lassen?

· Wir glauben, es ist höchste Zeit, dass die Fischerei wach wird und nicht wie das Kaninchen vor der Schlange in Erstarrung verharrt. 

· Wir hoffen dass auch Realpolitiker und realistisch denkenden Behördenvertretern die Augen aufgehen, vor dem Missbrauch unserer Kulturlandschaft unter dem Deckmantel angeblichen Naturschutzes.
 

· Wir bitten die Naturschützer in Amtsstuben und Verbänden, sich auf das zu beschränken, was sie im Namen führen, nämlich Natur zu schützen, falls sie das was diesen Namen verdient, in Deutschland noch finden.

Sonst werden wir bald zu Denkmalspflegern wie diesem aus Fischer & Teichwirt 05/1993
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