Tag der Artenvielfalt in der Rhön
Am 07. und 08.06.2004 fand unter der Federführung des Projektbüros „Rhön im Fluss“ ein Aktionstag zum Tag der Artenvielfalt im Biosphärenreservat Rhön statt.
Das Ziel dieser Veranstaltung bestand darin, die Artenvielfalt von Flora und Fauna im Ulstertal zu erfassen und zu dokumentieren.
Gemeinsam mit unserem Verein „Hohe Rhön-Weidtal“ e.V. oblag uns die Aufgabe, den Fischbestand im Thüringischen Abschnitt des Weidbaches von der Landesgrenze bis zur Ortslage Unterweid per Elektrobefischung durchzuführen.
Mit besonderer Spannung wurde die Aktion von unserem Verein, welcher zugleich Pächter des Weidbachs ist, erwartet. Eigentlich hatte man die Befürchtung, dass nach dem extremen Hochwasser am 08. Mai 2004 kaum noch Fische im Weidbach anzutreffen sind. Doch die Erfahrungen aus Südsachsen nach den verheerenden Hochwässern 2002 und das anschließende Ergebnis zeigten, dass die Sorgen des Vereins unbegründet waren. 

Maikäfer, mancherorts auch schon selten

Wie damals in den Erzgebirgsbächen stellte sich auch im Weidbach heraus, dass vor allem standorttypische Bachforellen eine ausgesprochene Resistenz gegenüber einer Verdriftung selbst bei extremen Abflussereignissen aufweisen. Die Betonung liegt allerdings auf standorttypisch und hat sicher auch etwas mit einer ordnungsgemäßen Hege des Bestandes zu tun. 

Arnold Bauer und Vitali Schäfer bei der Arbeit

Seit Jahren verwendet der Verein einheimische Bachforellenbrut aus der Rhön als Besatzmaterial für den Oberlauf und Nebengewässer des Weidbaches, welche dann entweder selbständig in den Unterlauf abwandern können oder nach Abfischung dorthin umgesetzt werden. Nichts anderes wird auch seit Jahrzehnten in Südsachsens Erzgebirgsbächen mit bestem Erfolg praktiziert.

Strukturvielfalt wie im Lehrbuch - Wildnis pur am Weidbach

Letztlich war das Ergebnis in zweierlei Hinsicht überraschend. Die ange- nehme Überraschung bestand darin, dass auf weniger als 1 km Bachlauf 632 Bachforellen (und keine einzige Regenbogenforelle) und 74 Mühlkoppen gesichtet und erfasst wurden. Besonders vorbildlich, weil naturnah, war die Altersstruktur des Bachforellenbestandes in Form einer nahezu idealen Pyramide. Die weniger erfreuliche Überraschung war, dass sich der Bestand lediglich auf 2 Arten beschränkte. 
Dabei war übrigens auch das Hessen-Fernsehen.
Fehlanzeige bei Elritze, Bachneunauge und Schmerle, welche eigentlich zum Arteninventar einer typischen Bachforellenregion, wie im vorliegenden Fall, dazu gehören sollten. Leider gibt es kaum belegbare Aussagen über historische Vorkommen dieser Arten in diesem Abschnitt des Weidbachs. Sicher ist jedoch, dass eine Zuwanderung aus der Ulster über den Unterlauf des Weidbachs noch immer zumindest an einem vollständig unüberwindlichen Querbauwerk direkt an der Landesgrenze (Bestandteil der ehemaligen Grenzsicherungsanlagen) scheitert. Positiver Nebeneffekt: „Rhön im Fluss“ wird sich mit dafür einsetzen, dass auch diese Barriere in absehbarer Zeit verschwindet.

Insgesamt war es ein interessanter und lehrreicher Tag für alle Beteiligten und das ganze noch bei schönstem „Postkartenwetter“ in einer herrlichen Landschaft.

Mit dabei waren Vitali Schäfer und Marcus Franz vom Pächterverein, Arnold Bauer vom VANT als passionierter E-Fischer sowie Kathrin Lustgart und Andreas Kirsch aus der 
Geschäftsstelle. 

Ihnen allen nochmals herzlichen Dank für ihr Mitwirkung.