Werra bei Themar
Die Werra zwischen Rennsteig und Rhön
Umstritten ist seit langer Zeit der Ursprung der Werra im Oberland des Kreises Hildburghausen. Sowohl die Quelle der Saar als auch die der Sophienau werden abwechselnd als Werraquelle bezeichnet. Spätestens nach dem Zusammenfluß beider Bäche zwischen den Gemein-den Saargrund und Sachsenbrunn kann dieser Streit als beendet betrachtet werden, und die Werra nimmt nun ihren geordneten Lauf  über  296 km bis sie sich in Hann.- Münden mit der Fulda zur Weser vereinigt. Berühmt berüchtigt war die Werra vor allem zu DDR-Zeiten als salzigster Fluß Deutschlands.
Bereits wenige Kilometer unterhalb Bad Salzungens erlosch durch die Abwässer der Kaliindustrie in Dorndorf und Merkers jegliches Süßwasserleben in der Werra. Durchschnittswerten von 11 000 mg/l in der Chlorid- Konzentration im Jahre 1988 standen am Pegel Gerstungen 1999 nur noch 2 000 mg/l gegenüber. Als einzige Fischarten kamen Aale und Forellen mit dieser enormen Salzlast zurecht. Mit dem Niedergang des Kalibergbaus und anderer Industrien in Thüringen nach 1990 sowie der schrittweisen Inbetriebnahme moderner Klärwerke vollzog sich das Wunder einer rasanten Wassergüteverbesserung mit langen Abschnitten der Wassergüteklasse II bzw. II - III. 
Werra bei Leutersdorf
Werra in Themar/Stadtwehr
In wenigen Jahren erfolgte eine Wiederbesiedlung mit der kompletten Süßwasserfauna und -flora. Wo vor wenigen Jahren noch dicke Salzschlammbänke das trostlose Bild der Werra bestimmten, tummelten sich bis ende der 90er Jahre wieder bis zu 25 Süßwasserfischarten. Seit 1995 Jahren beobachten Angler die Entstehung selbst reproduzierender Äschenbestände selbst zwischen Merkers und Vacha. Vor allem in den letzten Jahren lassen Rekordforellen aus dieser Region die Fachwelt aufhorchen. Ohne Übertreibung konnten wir noch bis vor 5 Jahren wieder von der Werra als dem arten- und fischreichsten Fluß Südthüringens sprechen. Doch wie fast überall in Deutschland hat inzwischen der Massenbefall mit Kormoranen diese erfreuliche Entwicklung wieder ins Gegenteil verkehrt. Äschen aber auch viele Weißfischarten sind außerhalb von Ortschaften kaum noch anzutreffen. 
Mittlerweile nimmt die Werra auch in einem Thüringer Programm zur Wiederansiedlung von Wanderfischen und dabei vor allem des Lachses, eine zentrale Stellung ein. Die Werra selbst, aber auch so bekannte Zuflüsse wie Ulster, Felda und Schleuse bieten heute sowohl von der Wassergüte als auch von der Substratstruktur einzigartige Voraussetzungen für eine Wiederkehr des berühmten Großsalmoniden - wenn da nicht die fast 50 Querbauwerke ab der Thüringischen Grenze bei Vacha mit zum Teil exzessiver Wasserkraftnutzung meist noch unüberwindliche Sperriegel darstellen würden. So wird sicher noch viel Wasser die Werra hinunter fließen müssen, bis dieser Traum in Erfüllung geht. Optimistisch stimmt uns allerdings die begonnene Umsetzung der EU- Wasserrahmenrichtlinie, welche schon für eine Reihe neuer Fischwanderhilfen in den letzten Jahren gesorgt hat. Leider gibt es im Gegensatz dazu wenig Hoffnung bezüglich des Kormorans.
Doch nun zurück zur Werra als Angelgewässer.
Bis auf wenige Ausnahmen schlängelt sich der Fluß in weiten Mäandern zwischen dem Thüringer Wald und der Rhön durch eine reizvolle Landschaft. Ab Meiningen öffnet sich das Tal zu einer weiten oft noch naturnahen Aue mit riesigen Überschwemmungsgebieten bei Hochwasser. Von Breitungen bis Merkers reihen sich 5 Naturschutzgebiete aneinander, um diese einmaligen Lebensräume in ihrem Bestand zu erhalten.
Obwohl aus fischereilicher Sicht die Barbenregion in der Werra bereits ab Themar beginnt, wird sie von den meisten Pächtern bis kurz vor Meiningen auch heute noch als Salmonidengewässer behandelt.
Werra in Themar/Stadtwehr
So dominieren in diesem Abschnitt Äschen (es war einmal), Bach- und Regenforellen den Fischbestand; entsprechend sind auch die Angelmethoden fast ausschließlich auf die Verwendung künstlicher Köder beschränkt. Wahre Fliegenfischerparadiese befinden sich zwischen Themar, Henfstädt, Leutersdorf, Vachdorf und Belrieht. Aufgrund der weitestgehenden Natürlichkeit und einer außerordentlichen Strukturvielfalt der Werra findet der Fliegenfischer aber auch im weiteren Verlauf selbst bis Vacha immer wieder große Abschnitte für eine interessante Fliegenfischerei voller Überraschungen. 
Spätestens ab Meiningen kommen dann Angler jeder Coleur auf Ihre Kosten. Interessant wird hier die feine Friedfischangelei auf große Plötzen, Hasel und Rotfedern mit der langen Stippe oder mit Matchrute und Bolognese. 
Blick auf die Werra von der Brücke Obermaßfeld
Erholt haben sich nach umfangreichen Besatzmaßnahmen die Aalbestände und selbst von rekordverdächtigen Welsfängen im Raum Schwallungen wird zunehmend berichtet. In den zahlreichen, oft langen und tiefen Wehrstauen sind gute Karpfenbestände keine Seltenheit. Fast überall hat sich der Hecht in eigenständiger Reproduktion sowohl in beachtlicher Stückzahl bis hin zu Kapitalen breit gemacht. Unterhalb Bad Salzungen gehören mittlerweile auch herrliche Flußzander nicht mehr zur Seltenheit. Zurückgekehrt sind inzwischen auch durch aufwendige Bestandsstützungen der Vereine Quappe und Barbe, deren Fang jedoch nach der gültigen Fassung der Thüringer Fischereiverordnung noch nicht erlaubt ist.
Neben der Werra laden vor allem den Fliegenfischer immer wieder interessante und zum teil berühmte Salmoniden- Nebenflüsse zu einem Abstecher ein. Als wichtigste Gewässer sollen hier unter anderem Schleuse, Hasel, Herpf, Schmalkalde, Felda und Ulster genannt werden.
Doch auch die Liebhaber der stillen Fischerei finden links und rechts der Werra vor allem im Landkreis Schmalkalden/ Meiningen und im Wartburgkreis zahlreiche offen gelassene Kiesgruben und zum Teil natürliche Seen wie den Breitunger See oder Burg- und Buchensee in Bad Salzungen mit hervorragenden Fischbeständen.
Werra bei Wasungen
Alles in allem bietet die Werraregion in Südthüringen vieles, was das Anglerherz begehrt in großer Vielfalt und das auf engstem Raum. Eine große Zahl von Anglervereinen und einzelne Privatpächter bieten Gastanglern meist problemlos und zu moderaten Preisen Angelkarten an. Oft sind diese in den ansässigen Anglergeschäften oder bei den Vereinen selbst erhältlich, was jedoch mitunter zu einer lästigen und zeitaufwendigen Suchaktion werden kann.
Da die meisten der Pächtervereine der Region Mitglied im Verband für Angeln und Naturschutz Thüringen e.V. sind, bietet dieser selbstverständlich seine Hilfe für eine schnelle Kontaktaufnahme zu diesen oder weitere Gewässer-Infos an.

Der Verband ist unter folgender Anschrift zu erreichen:

Verband für Angeln
und Naturschutz Thüringen e.V.
Rimbachstraße 56

98527 Suhl
 
Tel./Fax (0 36 81) 30 88 76

eMail: VANT-Suhl@t-online.de

Allen künftigen Gästen an der Werra und ihren Nebengewässern wünschen wir eine erholsame und abwechslungsreiche Fischwaid.

Petri Heil !

Alle Fotos: A. Kirsch, 06/2000